Die Idee hinter dem Schulzoo
Der Umgang mit Tieren in der Schule dient neben der Vermittlung von biologischem Fachwissen der Förderung einer affektiven Beziehung zu Tieren, dem Abbau von Furcht und/oder Ekel sowie der Erkenntnis, dass Tiere bestimmte Lebensansprüche haben, verletzbar sind und des Schutzes durch den Menschen bedürfen. Daneben werden instrumentelle und soziale Ziele vermittelt:
Die Schülerinnen und Schüler üben z. B. bestimmte Pflegetechniken und lernen, für andere Lebewesen allein oder gemeinsam Verantwortung zu übernehmen, indem sie die Tiere versorgen und einen Pflegedienst übernehmen. Dabei werden Kenntnisse über die Lebens(-raum)-ansprüche (Futter, Platzbedarf usw.) der betreuten Spezies gleichzeitig vermittelt und z. B. bei der Einrichtung von Aquarien, Vivarien und Terrarien in die Praxis umgesetzt.
Begegnung zwischen Mensch und Tier
Die unmittelbare Begegnung von Schülerinnen und Schülern mit lebenden Organismen stellt eine fundamentale Forderung an den Biologie- und Naturwissenschaftsunterricht dar, die u. a. mit der Haltung und Pflege von Tieren erfüllt werden kann. Tierhaltung und -beobachtung ist sowohl aus fachlichen als auch aus pädagogisch-didaktischen Gründen in der Schule unumgänglich. Insbesondere die Hege und Pflege von Kleinsäugern über mehrere Wochen in der Schule ist als wesentliches Element des Biologieunterrichts bzw. einer zeitgemäßen Heimat- und Sachkunde in Fachbezug Biologie anzusehen.
Biologie als Lehre von den Lebewesen und deren Lebensäußerungen kann auf den lebendigen Organismus im Unterricht keinesfalls verzichten. Wenn das jeweilige Tier nicht in seinem originalen Lebensraum aufgesucht werden kann, können trotzdem durch das Einbringen von Tieren in den Unterricht Primärerfahrungen vermittelt werden.
Lernpsychologische Vorteile
Forschend-entdeckendes Lernen mittels lebender Organismen erhöht die Motivation der Schülerinnen und Schüler, regt ihre Denk- und Selbsttätigkeit an und erhöht die Lerneffektivität sowie die Behaltensleistung. Das unmittelbare tätige Umgehen mit Tieren stellt ein Spezifikum des Biologieunterrichts dar, das kognitive, affektive und psychomotorische Lernebenen in idealer Weise verschränkt. Hege, Pflege und Haltung von Tieren ermöglichen den Schülerinnen und Schülern die individuelle unmittelbare Naturbegegnung, vermitteln entsprechende Fachkenntnisse und schulen die notwendigen instrumentellen Fertigkeiten.
urch den Umgang mit Tieren erkennen die Schülerinnen und Schüler die lebendigen Organismen als Teil ihrer Umwelt (Umwelt = Mitwelt): dies ist in der heute vielfach medial dominierten Lebenswirklichkeit der Schülerinnen und Schüler leider oft nicht mehr selbstverständlich.
Die Haltung von Tieren erfordert spezifische Pflegemaßnahmen, was den Schülerinnen und Schülern einen Einblick in die Ansprüche dieser Lebewesen erlaubt und ihnen die Einübung verantwortlichen, pflegerischen Handelns ermöglicht.
Durch die Begegnung mit Tieren in der Schule werden ethnologische Kenntnisse und Einsichten in ökologische Zusammenhänge vermittelt, die helfen können, die Gleichgültigkeit gegenüber der Mitwelt zu überwinden und die Bereitschaft zu fördern, Tieren eigene Ansprüche an ihre Umwelt zuzugestehen und damit ihren Lebensraum zu schützen.
Der beste Tier- bzw. Naturschutz ist der Lebensraumschutz. Beim Umgang mit Tieren im Unterricht lernen Kinder und Jugendliche in angemessener Weise mit Furcht oder Ekel, besonders gegenüber Reptilien, Amphibien und Insekten umzugehen. Der Abbau von Furcht und Ekel vor Tieren bedeutet gleichzeitig ein Abbau anthropomorpher, moralisierender, meist negativer Bewertung von Tieren.
Tierschutz – Präventive Bildung
Unter den Händen von Kindern sterben auch heute noch Tausende von Tieren oder werden falsch behandelt, weil zwar Interesse vorhanden ist, die Schülerinnen und Schüler aber vielfach nicht das notwendige Wissen über die Lebensbereiche und Lebensansprüche dieser Lebewesen besitzen und weil ihnen die vor allem durch Erfahrung zu entwickelnde Sensibilität im Umgang mit Tieren fehlt. Durch in der Schule gewonnene Erfahrungen und Erkenntnisse werden die Schülerinnen und Schüler in die Lage versetzt, Tiere artgerecht zu halten. In diesem Sinn ist eine artgerechte und reflektierte Tierhaltung in der Schule auch praktizierter Tierschutz.
Originale Begegnung
Medien sollen und können die originale Begegnung im Biologieunterricht nicht ersetzen, da sie oft nur Ausschnitte der Realität zeigen, idealisieren, Vorgänge räumlich wie zeitlich verzerren und so manipulieren können. Die wichtige Erkenntnis, dass nur Beharrlichkeit und exaktes Arbeiten zum Ziel führt und auch misslungene Experimente wichtige Schritte auf dem Weg des Erkenntnisgewinns sein können, ist medial nur schwer oder gar nicht zu vermitteln.
Tiere im Unterricht
Bei der Beobachtung der Tiere üben die Schülerinnen und Schüler eine grundlegende Fertigkeit. Aus der reinen Beobachtung ergeben sich Fragestellungen, die nach Hypothesenbildung im Experiment zu untersuchen sind. In der Schule dienen didaktisch geplante Experimente mit Tieren dem realitätsnahen Erkenntnisgewinn bei der Aufklärung biologischer Phänomene, wobei das Ergebnis dem Unterrichtenden bekannt ist. Experimentieren ist hier also eine Methode der Wissens- und Wertevermittlung.
Schulzoo & Ethik
Beim Umgang mit Tieren in der Schule werden grundlegende ethische Positionen vermittelt: Bekenntnis zur Verantwortung gegenüber (oft wehrlosen) Tieren und Einfordern dieser Verantwortung von den Mitmenschen; Achtung vor lebendigen Organismen und Anerkennung derer Lebensbedürfnisse; Vermeidung physischer und psychischer Schäden bei Schutzbefohlenen.
Die Notwendigkeit, bei der Pflege von Tieren mit Ausdauer und Verantwortung vorgehen zu müssen, erkennen Schülerinnen und Schüler häufig erst durch eine vertiefende Begegnung mit diesen Fragen in der Schule. Bei einer verantwortungsvollen Hege und Pflege über einen längeren Zeitraumstellen sie nachdrücklich fest, dass ein Tier ganz bestimmte Ansprüche an Pflegeintensität und -aufwand stellt. Die Erkenntnis, «Tiere sind keine Wegwerfgegenstände» ,wird damit unterstrichen und noch stärker bewusst gemacht.