MINTuS ist ein freiwilliges Zusatzangebot zur sprachlichen Förderung im Fachunterricht, das sich an Schülerinnen und Schüler der Jg. 8 – 10 richtet. Im Mittelpunkt stehen spannende Experimente aus dem MINT-Bereich. Neben dem fachlichen Zugewinn werden die (Fach-)Sprache und die Lesekompetenz gefördert.
Interessierte Schülerinnen und Schüler wenden sich bitte an Frau Kuzewitz.
Die Grenzen meiner Sprache bedeuten die Grenzen meiner Welt. – Ludwig Wittgenstein, 1918
Wittgensteins vielzitierter, nahezu 100-jähriger Aphorismus verdeutlicht auch in der aktuellen Diskussion rund um das Thema Sprache und Fachunterricht eines pointiert: Sprache, sei sie gesprochen oder geschrieben, stellt als linguistisches System den Kontakt zwischen Bewusstsein und der äußeren Welt her. Insbesondere im Lehr- und Lernprozess werden Inhalte durch sie transportiert und fachliche Verstehensprozesse konstruiert. Ein tiefergehendes Verständnis des Sachinhaltes ist ohne den Gebrauch fachlich ausgerichteter Sprache nahezu undenkbar. Fehlt entsprechende sprachliche Kompetenz, stößt der Lernende an eine Grenze, die die Materie nicht durchdringen und neue Lerninhalte nicht ergreifen lässt.
Gründe für den Mangel an Sprachkompetenz lediglich in der Migrationsgeschichte vieler Schülerinnen und Schüler zu suchen, ist mittlerweile überholt und der direkte Zusammenhang ebenso widerlegt. Denn eben nicht nur diejenigen, die Deutsch als Zweitsprache sprechen, sondern auch Muttersprachler verfügen in vielen Fällen über ein unzureichendes Sprachregister. Die sprachliche Sozialisation in einem sozio-ökonomischen Kontext, der durch einen Mangel an literalen Erfahrungen sowohl im rezeptiven als auch produktiven Bereich gekennzeichnet ist, ist es vielmehr, die die Heranwachsenden vor allem an den sprachlichen Anforderungen der Unterrichtsfächer scheitern lässt.
Schulleistungstests wie TIMSS oder PISA bestätigen ebenfalls, insbesondere der Mangel an der im rezeptiven Bereich der Sprachkompetenz verankerten Lesekompetenz erschwert den Jugendlichen den Zugang zum Wissen und verhindert das erfolgreiche Bewältigen von Aufgaben. Im Speziellen können gerade Fachtexte und fachtypische Textformate wie Versuchsanleitungen oder Textaufgaben aufgrund ihrer bildungs- und fachsprachlichen Charakteristik sowie ihrem hohem Maß an Abstraktion nicht sinnentnehmend gelesen und verwertet werden. An dieser Stelle nun allein den Deutschunterricht in die Pflicht zu rufen, um diese Defizite aufzuarbeiten, reicht nicht mehr aus.
Vielmehr muss die Förderung der deutschen Sprache bzw. des sprachlichen Lernens eine verpflichtende Aufgabe aller Fächer sein. (Vgl.: Erlass APO SI §6/6). Um dieser bildungspolitischen Notsituation ein Stück zu begegnen, wurde das MINTuS-Projekt an der HBG ins Leben gerufen. In Kooperation mit dem Kinder- und Jugendtechnologiezentrum (KITZ.do) können Jugendliche mit Sprachdefiziten dienstags in der 7./8. Stunde an ihren Sprachkenntnissen arbeiten.
Mithilfe praktischer Experimente und Projekte aus dem MINT (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik)-Bereich nähern sie sich bildungs- und fachsprachlichen Sprachstrukturen an. Begleitet werden sie dabei von Fachleuten, die einerseits mit ihnen Experimente durchführen und andererseits von Sprachtrainern, die die individuellen sprachlichen Kenntnisse fördern.